Zum wiederholten Male nahmen Christine Laucht und Pierre Lorang an der „Memorial Hans Gutmann Tourist Rally“ teil. Diesmal allerdings als Crew/Passagiere der LX-AVS, einer luxemburgischen Piper 32R Turbo Saratoga. Zusammen mit dem Eigentümer und Piloten Yves Federspiel und Jean (genannt Jängy) Birgen, dem u.a. langjährigen Vorstandsmitglied der AOPA-Luxembourg, der FAI („Fédération Aéronautique Internationale“), der AOPA und der GAC („General Aviation Commission“) sowie die treibende Kraft beim organisieren von AusFlügen und Rallys für den Aéro-Sport Luxemburg und die obn genannten Organisationen, stellten sie sich der Herausforderung der über 3‘000 Flugmeilen.
Die luxemburger FUN TRAVEL a.s.b.l. organisierte unter der Leitung von Jängy diese von ihm auch 2012 initierte „Long Range Rally“ bereits zum achten Mal, in Erinnerung an den weltbekannten österreichischen Präzisions- und Langstreckenflieger Johann Gutmann. Hans war ein Pionier in Bezug auf die Sportfliegerei in Kleinflugzeugen in vielen Ländern. Leider verunglückte er im Juni 2011 mit seiner Cessna 172 am Rande der italienischen Alpen.
Aus organisatorischen Gründen musste auch dieses Jahr wieder die Anzahl an Crews, also Flugzeugen, eingeschränkt werden. Die aus fast 30 Flugzeugen bestehende Gruppe von vorangemeldeten interessierten Crews musste auf 18 heruntergedrückt werden, sodass eine zweite Besatzung des FCRT, welche mit der D-ESJV gemeldet waren, dieses Jahr leider nicht teilnehmen konnten.
Los ging es für unsere beiden FCRT-Piloten auf dem luxemburger Findel (ELLX) am 13. Juni über Deutschland, Österreich und Slowenien bis nach Belgrad.
Am nächsten Tag wurde der türkische Flughafen Kocaeli-Cengiz Topel (Izmit auf dem asiatischen Kontinent) angesteuert. Dort wurden wir von den ortsansässigen Helfern unter der Leitung von Türgut (Vorsitzender der AOPA Türkei) begrüsst. Es ging mit Shuttles zurück nach „Europa“ und man traf sich beim Abendessen zum offiziellen Start der Rally mit den anderen 17 Teams und 34 Piloten aus Luxemburg, Deutschland, Slowenien, England, Italien, der Türkei, Polen, Österreich, Russland und Weißrussland.
Nach einem Tag Stadtbesichtigung in Istanbul (wir wunderten uns, dass man „beim Fliegen“ solche Fußschmerzen haben könnte), führte die Route nach Dalaman an der Südküste der Türkei. Dort wurden die Tanks unserer Flugzeuge randvoll gefüllt, um die Strecke bis nach Haifa ohne weiteren Zwischenstopp meistern zu können. Maciejs Cirrus aus Polen hatte allerdings Probleme mit dem Anlasser und musste für einen Tag am Boden zurückbleiben.
In Israel wurde man herzlichst von einer Delegation der AOPA Israel um Yigal Merav (AOPA Israel Spec. Ops), Itzik Polack (Pilot und Leiter von „Unique travels“) sowie einigen anderen ortsansässigen Privatpiloten empfangen und unsere Flugzeuge wurden betankt. Ein gemeinsames Abendessen bot Gelegenheit zum regen Austausch fliegerischer Erfahrungen zwischen Europäern und Israelis.
Am nächsten Tag blieben die Flugzeuge am Boden und die Gruppe besuchte den See Genezareth. Wer wollte, konnte sich anschließend im Jordan taufen lassen.
Ein besonderes Highlight wartete am darauffolgenden Tag: der Flug von Haifa nach Masada, der tiefst gelegensten Landebahn auf der Erde: 378 m unter dem Meeresspiegel! Da zeitgleich aber auch ein Manöver der israelischen Luftwaffe stattfand, wurden die Flugzeuge in drei Gruppen aufgeteilt und die jeweils erste Maschine bekam einen israelischen Copiloten ins Cockpit gesetzt.
Unter den Codenamen „Tiger“, „Lion“ und „Jaguar“ mussten die Formationen peinlich genau die vorgeschriebene Route in der entsprechenden Höhe einhalten. Auf halber Stecke war der GPS Empfang zur Navigation gestört und man war froh, Kartenmaterial und einen ortskundigen Flieger mit an Bord zu haben.
Nach gut einer Stunde Flug erreichten alle wohlbehalten den Flugplatz von Masada und beobachteten eindrucksvoll den Höhenmesser im negativen Bereich während der Landung in der Wüste am Rand des Toten Meeres.
(Hier wird auch noch ein Video der Landung – mit „negativem“ Höhenmesser hochgeladen)
Nach der Landung und dem Debriefing wurden die nahe gelegenen Ruinen der Herodesfestung besichtigt.
Bevor ein Bus die Gruppe zum Hotel nach Jerusalem brachte, durfte jeder ein Bad im Toten Meer nehmen und sich von dessen Einzigartigkeit überzeugen.
Die Altstadt von Jerusalem wurde am darauffolgenden Vormittag erkundet. Dann brachte der Bus die Teilnehmer wieder zu ihren Flugzeugen, die bereits in der Mittagshitze schmorten.
Nach und innerhalb Israels zu fliegen war schon eine organisatorisch administrative Herausforderung, das Land ist ja in einem permanenten Alarmzustand. Das ganze dann auch noch mit 18 Flugzeugen zu machen, wird dann schon fast ein „Ding der Unmöglichkeit“! Aber Flieger, und besonders Jängy, kennen ja normalerweise jemanden, der jemand anderes kennt, und schon kann man wenigstens planen und durchführen.
Gleiches sollte auch für die nächste geplante Etappe gelten, welche die Rallyteilnehmer vom israelischen Eilat über den Sinai nach Hugharda in Ägypten bringen sollte. Die ägyptischen Behörden hatten aber zu langsam gearbeitet und auf die vom Organisator immer wieder geschriebene Mails und Anrufe fortgehend nur mit „morgen wird das klappen“ reagiert. Irgendwann war das „Morgen dann heute“ und dIe Grenze nach Ägypten war für die Rally dicht. Die Politik oder besser gesagt, die miteinander streitenden Verwaltungen, hatten die Pläne der Organisatoren über den Haufen geworfen, und so wurde 5 Tage vor dem Flug nach Ägypten umdisponiert und -organisiert. Vom Masat ging es nicht nach Eilat, sondern zurück nach Haifa. Der Rückflug dorthin war wieder entsprechend der Vortagsprozedur und verlief ebenfalls ohne Zwischenfall.
Eine letzte Nacht in Israel und am nächsten Tag flog die LX-AVS zurück an die türkische Südküste nach Dalaman zum Tanken, von dort weiter zur mazedonischen Hauptstadt Skopje zum wiederum Tanken und Übernachten.
Leider blieb der Crew hier nicht viel Zeit, die attraktive Altstadt etwas näher zu erkunden, denn am darauffolgenden Morgen hoben sie schon zeitig nach Bosnien-Herzegowina ab. Die Tatsache, dass man den Kosovo nicht überfliegen darf sowie die Gewittertürme, die sich teilweise schon am späten Vormittag in den Weg stellten, erlaubten keinen Aufschub.
Nachmittags wurde die Piper bereits von den bestellten Zollbeamten an der Grasbahn von Bihać erwartet, um die entsprechenden Formalitäten zu erledigen. Auch zwei Vertreter des ortsansässigen Fliegerclubs „Aeroklub UNA“ hießen die Rally-Teilnehmer herzlichst willkommen.
Ein weiteres Highlight der Tour stand am kommenden Morgen auf dem Programm: die Besichtigung der Flugzeugkaverne Željava an der bosnisch-kroatischen Grenze. Die beiden Mitgliedern des Fliegerclubs Bihać führten fachkundig durch die ehemalige ABC-sichere jugoslawische Militäranlage, Europas größtem Flugzeugstollen von insgesamt 3,5 km Länge und mit Platz für bis zu 80 MiG-21 Kampfjets.
In den Stollen wurden auch die Werftarbeiten und das Betanken der Kampfflugzeuge vorgenommen. Die Anlage bot bis zu 1000 Mann Schutz vor eventuellen Angriffen. Die insgesamt fünf Start-und Landebahnen waren sternförmig angelegt, sodass stets mehrere Flugzeuge gleichzeitig abheben konnten.
Das Team wurden abschließend mit dem Auto über zwei der Start- und Landebahnen sowie über ehemalige Rollwege gefahren. Alle bedauerten sehr, dass diese heute nicht mehr nutzbar sind, da die Anlage 1991 durch die jugoslawische Armee mittels Sprengstoffes unbrauchbar gemacht wurde. Heute wäre es sicherlich eine Attraktion für jeden Piloten diese historische Stätte mit dem eigenen Flugzeug besuchen zu dürfen. Nicht zuletzt, weil ein Teil der Start- und Landebahnen grenzüberschreitend verlaufen.
Und am Tag, als man in Luxemburg den Nationalfeiertag beging, bereiteten sich die Piloten der Rally auf ihren Heimflug vor. Es hiess jetzt in Bihać Abschied nehmen von den anderen Crews und von unseren Gastgebern die innerhalb weniger Stunden auch zu Freunden geworden waren. Die Flugzeuge wurden geladen und auch hier beschenkte die Gruppe unsere Gastgeber mit Wein aus „Schengen“, nicht ohne Ihnen zu erklären, dass der Ort, an dessen Ufer der Mosel dieser für uns Piloten so wichtige Vertrag des freien Personenverkehrs unterschrieben wurde, in Luxemburg am Dreiländereck mit Frankreich und Deutschland liegt.
Die Heimreise ging für uns über Portoroz, einem kleinen Sportflughafen an der kroatischen Grenze. Der Anflug auf diesen Platz ist von besonders interessant, weil man über die kroatischen Berge zum Flugplatz hinunter sinkt und erst ein paar hundert Meter vor dem Threshold nach Slovenien einfliegt. Noch schnell die Zollformalitäten erledig, denn nun waren wir nach über 10 Tagen wieder zurück in „Schengenland“, nochmal getankt und die Reise führte uns über Österreich und Deutschland zurück nach ELLX.
Die Organisation einer solch außergewöhnlichen Reise wäre ohne das Mitwirken der örtlichen Aeroclubs und AOPA’s sowie privaten und internationalen Beziehungen nicht möglich. Oft fehlt es in diesen Ländern an Sonder- oder Überfluggenehmigungen, Abstellplätzen oder gar AVGAS für unsere Kleinflugzeuge, AVGAS welches dann nur auf vorherige Bestellung in Fässern angeliefert und per Handpumpe entleert wird. Somit sind die Teilnehmer der Gutmann Rally auch in diesem Jahr den ehrenamtlichen Organisatoren äußerst dankbar, dies alles für uns realisiert und organisiert zu haben. (Unter uns gesagt, sie tüfteln schon an der MHGTRF2020.)
Nebenbei sei noch bemerkt, dass das luxemburgische Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten sowie das Wirtschaftsministerium die von der FAI, der IAOPA und der GAC ausgeschriebene und unterstützte diesjährige Rally ebenfalls förderten.